Corona-Zeiten im Sennhof Rückblick auf drei Monate «Corona» (aus der Sicht eines Ehemannes) Am Freitag, 13.März, auf der Heimfahrt von einem Skitag habe ich im Autoradio von so etwas, wie einem be- vorstehenden «Herunterfah- ren» der Schweiz erfahren. Schliessungen allenthalben, mögliche Einschränkungen. da war von «Risikogruppen» usw. die Rede. Dass allerdings mein nächster Besuch bei mei- ner Frau am darauffolgenden Montag (aus Vorsichtsgründen habe ich mir übers Wochen- ende eine kleine Quarantäne auferlegt), für fast drei Monate der letzte sein würde, habe ich mir natürlich nie und nimmer vorgestellt. Einfach mal da- von ausgehend, dass der ganze «Corona-Zirkus» eine kurze und unangenehme Nebener- scheinung sein würde, habe ich mich, wie sicher viele un- ter uns, auf eine Übung von 14 Tage oder drei Wochen einge- stellt. Absolut im Wissen, dass die Massnahmen, so wie sie verordnet wurden, auch richtig sind. Glücklicherweise waren noch Telefonanrufe möglich, sodass der Kontakt-Abbruch zu meiner Frau nicht ganz so radikal ausfiel. 24 Aber es kam ganz anders… Und so gingen die Tage ins Land und schleichend kamen Befürchtungen auf, dass das Ganze wohl etwas länger als gedacht dauern könnte. So wie die Sehnsucht nach meiner Frau immer grösser wurde, kamen erste Ängste auf, bis hin zu: «Werde ich meine Frau noch je einmal wiedersehen?» Als auch zur Risikogruppe Zählender waren meine Tage zuhause ja auch eher trist. Ich hatte viel Zeit zum Studieren. Wie geht es wohl meiner Frau? Fragt sie sich, wieso kommt er nicht? Wo ist er? Phasen von Mutlosigkeit und Hoff- nungslosigkeit liessen sich nur schwer überwinden. In den ersten sechs Wochen waren die telefonischen Gespräche mit den Pflegenden, mit dem Heimleiter und der Seelsorge die einzigen Stützen, die mir wirklich über diese Zeit ge- holfen haben. Bevor ich mit meiner Frau am Telefon spre- chen konnte, haben mich die Pflegenden über die aktuelle Situation informiert und an- schliessend mitgeholfen, dass das Gespräch für beide gut ablaufen konnte. Dafür gibt es nur eines, ein ganz herzliches Dankeschön! Höre ich da Ap- plaus von den Balkonen? «Werde ich meine Frau noch je einmal wiedersehen?» «Sind wir einfach vergessen worden, oder sind wir eine reine «quantité négligeable», um die zu kümmern sich nicht lohnt?» Hat man uns Betroffene ver- gessen? Die Diskussionen in der Öf- fentlichkeit drehten sich im- mer mehr um Dinge, wo ich mich fragen musste, haben wir Betroffenen in all diesen Massnahmen, Geboten und Verboten überhaupt auch ei- nen Platz? Sind wir einfach vergessen worden, oder sind wir eine reine «quantité négli- geable», um die zu kümmern sich nicht lohnt? Auch war mir jederzeit klar, dass «wir» grösstenteils alle zur Risiko- gruppe Gehörende, ohnehin am längsten auf eine Locke- rung werden warten müssen. Wie wir alle wissen, kam es dann auch wirklich so. Die Situation wurde uner- träglich Rückblickend war es so gegen Mitte April, als die ganze Si- tuation unerträglich wurde. Da habe ich begonnen, erste «schüchterne» Anfragen zu schreiben. Es würde zu weit führen, alle Stellen zu nennen, die ich beglückt habe. Dies alles tat ich aus reiner Ver- zweiflung, leider aber auch mit